Stiller Tanz

Gedichte 3-6/09 (abgeschlossen), 7-11/09 (abgeschlossen)

Freitag, 31. Juli 2009

ciao bella
mille bacie

heißblütiger Italiener
hinter dem Tresen
im Schutz der Familie
kreuzen sich
feurige Blicke
ein Test

im Gehen
ein Zettel zugesteckt
heiseres "anrufen?"
erschrecktes Kopfschütteln

ciao bella
niente da fare

Donnerstag, 30. Juli 2009

kleines Genie
nur gute Noten
und dabei so herrlich normal
liebenswert

im Landheim
halbtotgelacht
keine Ahnung warum

wir waren albern
seltener Augenblick
der Verbundenheit

Aus den Augen verloren
nach der Schulzeit
ob ich ihr mal schreibe?

Mittwoch, 29. Juli 2009

Freund, da bin ich wieder
reich mir die Hand
sag Hallo

keine Überschwenglichkeit
keine theatralische Geste
keine Launen
kein Einengen

Kommen und gehen
problemlos
und wirkt sie auch kühl
die nördliche Strenge
Stadt der Kameradschaft
auf dich ist Verlass

Dienstag, 28. Juli 2009

Meine Freundin schwärmt für einen Jungen
eifersüchtig wacht sie über ihn
Tag und Nacht wird nur von ihm gesungen
Liebeshymnen leis vorüberziehn

Denkt sie wirklich ich stimm ein in ihre Lieder
ist der Bube mir doch einerlei
ich bin still, neck sie nur hin und wieder
dies Gefühl geht glatt an mir vorbei

Montag, 27. Juli 2009

eigenartig
ihre Ambivalenz
manchmal
konnten wir reden
wie Freunde
manchmal
war sie so weit weg
eine Fremde
im Kreise der anderen
war ich ein Nichts
mit ihr allein
war sie rückhaltlos offen
später verstiegen wir uns
in reine Intellektualität
faszinierende Philosophie
aber erschreckend kalt
und sie ganz verändert
nur wenn sie spielte
Klarinette
erkannte ich sie noch

Sonntag, 26. Juli 2009

Hannover

streunen kann man
an den Ufern
von Leine und Ihme
und gruselig zu wissen
hier versteckte Haarmann die Leichen

ruhige Souveränität
Tradition und Bodenständigkeit
Beginn des "hohen Nordens"
und Ernst August thront
vor dem Bahnhof
und die Expouhr zählt
ich habe noch um die "1000" gesehen

am Maschteich sitzen
die Herrenhäuser Gärten
die großzügige Innenstadt
streunen, streunen

Samstag, 25. Juli 2009

Silvester
Freunde der Familie
den älteren Sohn
nie beachtet
zu unerreichbar
nur sein Klavierspiel
stumm bewundert

Mitternacht:
kippe den Sekt
küsse den Sohn
keine Skrupel
kühn

Willkommen - neues Jahr

Freitag, 24. Juli 2009

gott war sie selbstbewusst
und dominant
Mittelpunkt jeder Gruppe

Geigenspiel
Philosophie
Herausforderung
mit ihr allein

Ausstrahlung
Arroganz
Oberflächlichkeit
mir gegenüber

liebend
hassend
nur weg von ihr
nur weg

Mittwoch, 22. Juli 2009

Um dich muss man werben,
Geliebte
unberechenbar launisch
wie eine Diva

alt und abgetakelt zwar
deine Glanzzeiten längst vorbei
doch mit Grandezza fordernd
Respekt, Bewunderung
und blinde Gefolgschaft

keine einfache Stadt
erbarmungslos kalt
zurückstoßend
wer nicht bedingungslos liebt

Ich suche
deine frühere Größe
Faszination vergangener Zeit
du bist anders geworden
und mein Suchen
vergeblich

Montag, 20. Juli 2009

neue Nachbarn
der Junge, etwas älter
sein Zimmerfenster
schräg gegenüber
wie günstig

recht spät
er hat noch Licht
ich rufe
pure Neugierde
nächtliches Geplänkel
spaßig

die Mütter wachen
wenn sie wüssten
wie unbegründet ihre Sorgen sind
Romeo und Julia?
lachhaft

Sonntag, 19. Juli 2009

beide schüchtern
verlegen beim Reden
eher stumm

eine Seilbahn
von Balkon zu Balkon
später
von Zimmer zu Zimmer
bis die Nylonschnur riss

schreiben
was zu sagen unmöglich
mitreißende Offenheit
teilweise schamlos
in der Streichholzschachtel

die kleinen Briefchen habe ich immer noch

Samstag, 18. Juli 2009

Berlin

Was zieht mich
in diese Stadt

zusammengewürfelter Haufen
kleinster Provinznester
hoffnungslos verbürokratisiert
und dabei von einer Arroganz
die erstaunt, abstößt, befremdet

"Weltstadt"
willst du sein?

einiges fehlt noch dazu
einiges gilt es zu lernen
zu borniert
zu kleinkariert
zu egozentrisch

öffne dich
der Welt!

Freitag, 17. Juli 2009

hochaufgeschossen
und spielte eine winzigkleine Flöte
ich hingegen klein
und spielte Bassflöte
kurios

Schulfete
ich zeige ihm das Gebäude
nehme ihn an die Hand
gewohnheitsmäßig
um ihn nicht zu verlieren
wie ein kleines Kind

zum Abschied küsst er mich
flüchtig nur
Irritation
ratlos

Donnerstag, 16. Juli 2009

was ist aus dem kleinen Mädchen geworden
das mich riss an den Haaren
vor so langer Zeit?

wohin ist die Freundschaft von damals verschwunden
ertrunken im Meer
des Vergessens?

ich hielt sie für ewig
naiv im Glück
sie wiedersehen in Fremdheit
ein Blick auf zerbrochenes Glas

Mittwoch, 15. Juli 2009

Kassel, gute Freundin
altvertraute, treue
Willkommen sein
Erwartet werden
freudiges Begrüßen

Unabhängigkeit
die ich brauche
Anerkannt werden
ohne Fragen
Selbstverständlichkeit des
Abschiednehmens
Frei sein zu gehen

wann und wohin man will

Dienstag, 14. Juli 2009

wenn du den einlädst
dann komme ich nicht

um einiges größer
um einiges stärker
um einiges wilder
als die Mehrzahl von uns

gefürchtet als Raufbold
keine Freunde
dabei konnte er so liebenswürdig sein
wenn er Vertrauen spürte

dann lass es
er kommt

Montag, 13. Juli 2009

wir hassten uns
wir liebten uns
wir rissen uns an den Haaren

sie war Mutter Geiß
ich war der Wolf
im Singspiel der Großen im Sommer

mein Widerpart
meine Gegnerin
meine Freundin im Kindergarten

Sonntag, 12. Juli 2009

Kassel

traditioneller Blick
hinauf zum Herkules
zum Himmelsstürmer
damals noch auf großer Wiese
optimistisch hinauf
in Träume
in Unendlichkeiten

traditioneller Gang
zur Uni
kleines holländisches Dorf
zur Orangerie
zur Fulda

traditionelle Erinnerung
genossen die erste Freiheit
die ersten Entdeckerfreuden
der erste Eindruck von Weite
prägend

Samstag, 11. Juli 2009

zarter Junge
dunkle Augen
Mädchenfrisur
ersehnter Schwiegersohn vieler Mütter

er kost meine kleine Schwester
wir spielen Vater Mutter Kind
ein Spiel das ich hasse

Germanistikstudent
literaturbegeistert
Gedichte liebten wir beide
damals schon
zu Grundschulzeiten

Freitag, 10. Juli 2009

wir sitzen
und reden
wir lachen
und scherzen
glücklich wir beide
du und ich

wir planen
die Zukunft
erinnern
Vergangnes
lebendig im heute
du und ich

und sehn wir uns selten
das kümmert uns wenig
wir bleiben Freunde
du und ich

Donnerstag, 9. Juli 2009

Darmstadt ist wie eine Mutter
in ständiger Sorge
liebevoll beschützend
überraschend klein

wie eine Glucke
ihre Küken um sich scharend
und wehe, eins verlässt das Nest
stiehlt sich davon, klammheimlich
ein groß Gezeter ist die Folge

und welche Freude
kommt es zurück
Gefeiert wird das Wiedersehen
im Juli:
Heinerfest

Mittwoch, 8. Juli 2009

flachsblond
weit offene Augen
rasend schnelle Zunge
die im Übereifer
Endungen, ganze Wortteile
verschluckt
atemlos

über Jahre gemeinsam
den gleichen Weg
zur Schule
und zurück
Treue

heiraten wollten wir, wenn wir groß sind

Dienstag, 7. Juli 2009

Freundin
Sonne meiner halberfrornen Seele
glücklich
wer dich kennenlernen darf

Niemals
will ich dich enttäuschen oder kränken
Immer
soll die Freundschaft mit uns sein

Für vergangne für die nächsten Jahre
Danke

Montag, 6. Juli 2009

Darmstadt

Und hält der Zug
im kleinen Bahnhof
und steige ich
die tristen Treppenstufen hoch
und fahr ich mit dem Bus
in Richtung Innenstadt
und seh ich dann
den "langen Lui"
und rieche nahen Wald

dann weiß ich sicher:
ein "Heiner" bin ich
und zuhaus