Stiller Tanz

Gedichte 3-6/09 (abgeschlossen), 7-11/09 (abgeschlossen)

Sonntag, 31. Mai 2009


Lass mich doch gehn
nimm die Erinnerung mit
löse dich auf im Vergangenheitsnebel
lass mich frei

Aneinandergekettet
erinnernd, rückblickend
gemeinsame Zeiten
vorbei, lass mich frei

Miteinander verflochten
Zukunft aufbauend
gemeinsames Hoffen
es beginnt, wir sind frei

Samstag, 30. Mai 2009


Jedem Toten sein Kreuz
Lebensabschluss
Jedem Lebenden sein Kreuz
Lebensbeginn

Und ich schlag dir mein Kreuz um die Ohren
und ich will es zerbrechen, zertrümmern
und die Wucht deines Kreuzes trifft mich

und ich schweige
jedem sein Kreuz

Freitag, 29. Mai 2009


Nicht raus können
nicht rein kommen
nichts sehen hinter geschmückter Fassade

Gefangen im Ich
der Weg zum Du versperrt
überall Grenzen
kunstvoll errichtet
ein verschlungenes Nein

und ich suche weiter

Donnerstag, 28. Mai 2009


Boten
aus anderer Zeit
aus anderen Welten
was bringt ihr

Selbst
Bote sein
aufbrechen ins gelobte Land
das Kind suchen
nur ein vager Verdacht, eine Sehnsucht

Ich gehe
etwas zieht mich
woanders hin
komm doch mit

Mittwoch, 27. Mai 2009


Hier
der Lorbeer
der Ehrenkranz

Hier
mit leichter Hand
weggeworfen

Es zählen ganz andere Dinge

Dienstag, 26. Mai 2009


Ein Mahnmal auf dem Weg
ein Stolperstein
Irritation

In dunkler Erde
ungesehen
vergrabene Talente

Angstgelähmt
und deine Kraft verzehrt
wirf ihn beiseite
sei frei

Sonntag, 24. Mai 2009


Wer bist du
was hast du zu jammern
belästige mich nicht
mit deinem Kummer

Versteckt der eigene Kummer
verdrängt, nicht eingestanden
meine Tränen ungeweint

Weine für mich
ich werde zuhören
meinen Kummer vergessen
dich trösten
und lächeln

Samstag, 23. Mai 2009


Rückzug
allein
an die Wand gedrängt
gekauert in dunkle Ecke

Wer hört mich
wer holt mich raus
wen lasse ich hinein
wen wehre ich nicht ab

Rückzug ist Schutz
ist Fluch
ist Chance

Freitag, 22. Mai 2009


Mein Labyrinth
kein Ausweg zu sehen
irrendes Suchen
zweifelhafte Ausweglosigkeit

Mein Schloss
kein Zugang zu finden
heftiges Rütteln
Wege und Zugänge verbaut

Raus will ich
den Stein einfach sprengen

Donnerstag, 21. Mai 2009


Geschafft
erfolgreich
und jetzt? Stillstand?

Nein
Möglichkeiten, neue Pläne
die geschlossene Knospe
in der Zukunft sich öffnen lassen

Mittwoch, 20. Mai 2009


Ich möchte dich schützen
für dich sorgen
dich in Zuneigung hüllen

doch Liebe kann ersticken
einengen, beschränken
dich verkümmern lassen

so ohne Arme
beobachten wie du wächst
dich blühen lassen

Dienstag, 19. Mai 2009


Die Toten
begraben ihre Toten

Das Kreuz
führt zum Leben

Der Mensch
lässt Vergangenheit zurück

Der Liebende
beginnt neu, immer wieder

Montag, 18. Mai 2009


Steh nicht zögernd am Rand
bleib nicht ängstlich stehn
geh nicht zurück

Worauf warten
worauf hoffen
vor dir liegt der erste Schritt

Sonntag, 10. Mai 2009


Hier
lege ich die Rose
für dich nieder.

Hier
wo du für immer
fortgegangen bist.

Leuchtender Herbst

So froh
bist du verschwunden,
so sorglos

in deinem Gefolge
nur Dunkelheit
und Tod.

Samstag, 9. Mai 2009


Klar sehe ich
den Tod,
am Abend
leise herankommen.

Hände
strecke ich ihm entgegen.

Komm mein Freund,
führe mich heraus
aus Verstrickung
und Chaos.

Freitag, 8. Mai 2009


Ich trage
fremdes Licht in mir.

Woher es kam,
wer kann es sagen.

Doch meine Pflicht:
es leuchten lassen
und strahlen.

Donnerstag, 7. Mai 2009


Sorglos,
unbekümmert,
der Herbst ist noch weit,
das Leben ist für mich da.

ich genieße,
ich liebe,
hier bin ich,
warte auf euch.

Dienstag, 5. Mai 2009


Mahnmal

Aufschrei
zu einem Gott,
den es nicht gibt.

Flehen
nach Erbarmen
ohne Hoffnung.

Mit stummen Lippen.

Oder du stellst dich hin,
zeigst deine Dünnhäutigkeit,
zeigst wie leicht du berührt wirst
von draußen,
wie einfach es ist,
dich zu zerstören.

Du wirst dich verachten und hassen.

Montag, 4. Mai 2009


Lichtspiel,
Veränderung,
immer neu formendes Muster.

Hell
die Lebenslinie,
durchkreuzt von anderen
Lebenslinien,

kurz nur Begegnung,
flüchtig der Tanz auf den Wellen,

verlöschend noch siehst du
die eingeritzten Sandzeichen
der Toten.

Freitag, 1. Mai 2009


Ich baue mir ein Schutzdach
vor dem Atem der Welt.

Er kann mich entflammen
in Brand setzen,

er kann mich erschlagen,
zersplittern,

er kann mich erstarren lassen,
töten.